Bibliothèque / Médiathèque

Sharon M. Draper hat mit Blackout einen bewegenden, erschütternden Roman geschrieben. Was ihn so außergewöhnlich intensiv macht, ist die Form: Der Roman besteht zum größten Teil aus Dialogen. Hinzu kommen Briefe, Schulaufsätze der beteiligten Jugendlichen, Tagebucheinträge und Zeitungsberichte. Dadurch hat man beim Lesen einerseits das Gefühl, das Protokoll eines unausweichlichen Geschehens zu verfolgen. Andererseits erzeugt die Autorin durch diese Form eine große Nähe zu ihren Figuren, vor allem zu der Hauptfigur Andy. Aber auch Freunde, Verwandte und Lehrer lernt man auf diese Weise sehr genau und intim kennen.

Der hier geschilderte Albtraum wird leider für nicht wenige Jugendliche Wirklichkeit. Und damit leben zu lernen, ist -- auch wenn man Hilfe von außen bekommt -- ein hartes Stück Arbeit. Wer dieses Buch liest (das übrigens eine Menge Diskussionsstoff bietet) wird darin jedoch auch ein Stückweit Hilfe finden können. Denn trotz des tragischen Ausgangs der Geschichte wird deutlich: Auch so etwas Furchtbares wie den Tod eines Freundes kann man bewältigen. Nicht jeder, dem so etwas passiert wie Andy, muss so enden wie er. --Gabi Neumayer

Wegen des Verdachts der Homosexualität wurden 52 Männer in Kairo festgenommen und stehen vor Gericht. Ihnen droht neben der gesellschaftlichen Ächtung eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren und in einigen anderen Ländern sogar Folter und Todesstrafe. Auf solche Missstände soll unter anderem durch die Schilderung des persönlichen Schicksals von Mary und Mark aufmerksam gemacht werden. Die 22-jährige Mary aus Simbabwe musste aus ihrer Heimat fliehen, da ihre Familie sie verstoßen hatte. Der Grund hierfür war ihre Homosexualität. Der 17-jährige Mark und sein Freund wurden in Hamburg am helllichten Tag auf einer belebten Fußgängerzone zusammengeschlagen, weil sie schwul sind. Mary und Mark stehen mit ihrer persönlichen Geschichte stellvertretend für viele Menschen, die aufgrund ihrer Orientierung verstoßen oder geschlagen wurden.

Lutz van Dijk informiert neben diesen beiden Geschichten in einem eher überblickartig gehaltenen Sachteil über die Geschichte der Homosexuellenverfolgung, über das Schwulsein an sich und über Organisationen, die sich für Lesben und Schwule einsetzen. Viele kleinere Beiträge liefern noch weitere Informationen über die Situation Homosexueller in anderen Kulturen und vieles mehr.

Leider hinterbleibt beim Lesen des Buches unweigerlich das Bild, dass Homosexuelle zwangsläufig aufgrund ihrer Orientierung einer Verfolgung ausgesetzt sind und um ihr Leben fürchten müssen. Entgegen vieler Bücher mit denen Lutz van Dijk jungen Lesben und Schwulen helfen möchte und ihnen Mut macht, ist dieses Buch durch die einseitige Sichtweise und den fehlenden gesellschaftlichen Zusammenhängen eher beängstigend. --Mir Ben Naoua